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Akito Miyuki


Es war bereits halb elf als ich merkte wie spät es war.
Hastig verabschiedete ich mich von meinen Chat-Partnern und klappte ich den Deckel meines Computers zu. Bald würde meine Mutter zurück sein, also musste ich mich beeilen und ins Bett kommen. Und morgen war ja auch wieder Schule!
Ich schlüpfte ins Bad, zog mich um, putze Zähne und schmiss mich halbwegs ins Bett.
Doch von Mom war noch keine Spur. Musste sie heute etwa noch länger arbeiten?
So leise wie ich konnte stand ich auf und schlich auf Zehenspitzen hinunter in den Flur und weiter zum Kalender.
Dick und Fett, in Rot markiert stand dort: KONFERENZ! Dokumente nicht vergessen!
Bei diesem Notitz meiner Mutter musste ich leicht schmunzeln.
Wie vergesslich so doch war.
Aber als mir der Grund wieder einfiel würde meine Miene wieder finster. So oft hatte ich ihr schon angeboten ihr zu helfen, doch sie hatte jedesmal gesagt: "Ach Akito, lass das meine Sorge sein. Und jetzt sei so lieb und geh spielen."
Um den Gedanken loszuwerden schüttelte ich den Kopf.
Es brachte nichts in Erinnerungen zu schwelgen.
Wenn Mom erst später zurückkam, könnte ich auch gut noch ein bisschen ins Internet.
"Dann kann ich ja doch noch die zweite Staffel gucken."
Entschlossen klappte ich meinen Computer wieder auf.

Wie fast jeden Tag war Aoi bei seiner mutter und half ihr im garten. Grade war sie ind er küche und er zupfte Unkraut. Eine unschöne aufgabe, aber er machte sie einfach. Es roch im garten immer so herrlich, einer der Gründe wieso er es tat. Sayuri brachte ihm ein Glas Wasser und er nahm es ihr dankend ab. Sie unterhielte sich über das Grundstück und überlegten wass sie mit der Fläche rasen machen konnten. Aoi war immer dafür, rasen zu behalten. Seine Mutter jedoch wollte mehr Blühpflangen und Obst anbauen. Doch sie einigten sich nie. Aois vater sah es geteilt. er war der Meinung das ein wenig Rasen noch verschwinden könnte. das Argument 'Dann muss nicht so viel gemäht werden.' kam dabei öft zur Sprache. Aoi gab sich geschlagen und stimmte zu, den Rasen zu mähen und dann etwas davon abzutrennen um mehr fläche für Pflanzen zu haben. Sayuri war begeistert und rief ihren Mann an, damit dieser Blumenerde kaufen konnte.

Ich sah von meinem Handy auf. 7:33 Uhr. Schon? Langsam musste ich mich sputen, wenn ich nicht den Bus verpassen wollte. Ich steckte mein Handy in die Hosentasche und angelte meine Schultasche unter dem Tisch hervor, bevor ich mich auf den Weg zur Schule machte.
Ich wartete fünf Minuten auf den Bus, dann setzte ich mich auf den letzten dreien Platz zu einer alten Dame.
Die Fahrt über musste ich ihr einige sehr spontane, aber freundliche Fragen beantworten, was ich auch tat, bis ich schliesslich ENDLICH aussteigen konnte. Den Rest des Weges ging ich zu Fuß.
Gerade wollte ich um die Ecke biegen, als: "Akito! AKITO! Jetzt warte doch mal!"
Als ich mich umdrehte sah ich Akari auf mich zukommen. Er schnaufte und keuchte wie verrückt. "Ich hab' den Bus verpasst, und musste den ganzen Weg rennen.", schnaufte er und warf einen Blick zur Schule die nun nur noch ein paar Meter entfernt war.
"Wer erster da ist!", rief er und rannte lis, bevor ich auch nur reagieren konnte. Schnell hastete ich hinter ihm her.
Natürlich war er erster da, ich hatte mehr zu schleppen, war später losgelaufen und nicht der beste in Sport. "Schnell, Akito! Der Unterricht beginnt doch gleich!"
Ich seufzte. Das konnte ja mal wieder ein heiterer Tag werden.

Ich sah erst auf, als die Tür sich öffnete und je zwei Jungen und Mädchen den Raum betraten.
Die Lehrerin hatte uns gerade erklärt, dass ein paar Schüler aus einer anderen Klasse, wegen einem Unfall im Kollegium zu uns kommen würden. Neugierig beäugte ich die Neulinge.
Das eine Mädchen duckte sich schon fast hinter dem anderen, das sich sofort die Klasse in Augenschein nahm, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass es eher die männliche Seite war.
Der Junge, der als erstes die Klasse betrat war nicht wirklich auffällig, der Dritte aber erregte meine Aufmerksamkeit. Er hatte rote Haare und gold-braune Augen, ein paar Lederarmbänder zierten seine Arme.
"Da seid ihr ja. Herzlich willkommen in Klasse C.", meinte die Lehrerin während sie sich nach Plätzen umguckte. "Yuki, du kannst dich neben Yasha setzen. Misaki, setz dich neben Okiho. Ryoko, neben Rie ist noch ein Platz frei. Sora...", suchend flog ihr Blick durch die Klasse. "...zu Akito."
Verblüfft sah ich sieh an. Erst wanderte mein Blick auf den leeren Platz neben mir - Warum war mir das nie aufgefallen? - dann zu Sora.

Der Junge - Sora, ein sehr schöner Name, wie ich fand - starrte mich erst an, dann schüttelte er den Kopf. Wollte er sich etwa nicht neben mich setzen? Aber ich schien das Schütteln falsch interpretiert zu haben, denn er kam auf mich zu, die warmen Augen auf mich gerichtet. Das er sich neben mir niederließ, sich vorstellte und mir seine Hand hinstreckte registrierte ich erst einige Sekunden später. Seine Augen waren wirklich fesselnd, aber ich korrigierte mich schnell, lächelte und nahm seine Hand um sie zu schütteln. "Ebenfalls sehr erfreut, Sora. Ich bin Akito Miyuki, du kannst mich aber auch einfach Aki nennen."

Als Sora meine Hand losließ war ich schon fast ein bisschen enttäuscht, aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Ich sah die Röte in seinem Gesicht. Was war denn so schlimm daran eine Hand zu halten? Auf seine Frage hin blickte ich mich kurz in der Klasse um. "Nein, die sind alle ganz nett. Aber der da, Osaki" - ich deutete auf Osaki - "rülpst gerne in andere Schultaschen, und andere Sachen die ich hier jetzt nicht weiter erläutern möchte... Aber sonst sind sie alle ganz nett. Naja, und Lona und Nena sind ein bisschen zickig, manchmal etwas gehässig.", schloss ich und sah ihm wieder in die fesselnden Augen. "Darf ich bemerken, dass du wunderschöne Augen und einen ebenso schönen Namen hast? Der Rest ist natürlich auch schön!" Verlegen kratze ich mich am Hinterkopf.

Yukis Beschreibung klang ja irgendwie... oberflächlich. Ich glaube ich mochte sie schon jetzt nicht.
Ich grinste verlegen und folgte seinem Blick auf meine Lippen. An was er wohl gerade dachte? Interessiert betrachtete ich den Rest seines Köpers. Schlecht gebaut war er ja nicht. Bei jedem anderen hätte ich jetzt einen Witz gemacht, aber bei Sora ließ ich es blieben. Am liebsten hätte ich ihn die ganze Zeit nur angestarrt, aber ich zwang mich nach vorne zu schauen. Bald müsste Pause sein, dann konnte ich über all das nachdenken. Geduldig wartete ich auf das geliebte, schrille Klingeln, dann packte ich meine Schultasche und sah zu Sora. "Gehst du jetzt zu deinen alten Klassenkameraden?", fragte ich, während ich mir der Tatsache bewusst wurde, wie dämlich die Frage klang. "Ich meine... ich könnte dich auch ein bisschen bei uns herumführen."
"Akito! Weißt du, ich mag dieses Mädchen nicht. Es baggert jeden an, aber die andere ist ganz nett. Bisher hab ich aber nur herausgefunden, dass sie sehr wenig spricht. Oh. Hey. Sora, richtig?", begrüßte Akari uns.

"Klar, kann ich. Ich habe spontan gerade keinen zweiten dabei, aber ich kann dir meinen kopieren und ihn dir für heute geben."
Auf Soras Frage kam schnell die Antwort:
"Akari. Akari Suno. Akitos bester Freund.", strahlte Akari.
Ich stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. "Ich hätte fast vergessen dich vor seiner Gesprächigkeit zu warnen.", schmunzelte ich an Sora gewandt. Dann bückte ich mich um den Stundenplan aus meiner Tasche zu holen.
"Magst du auch Kanarienvögel?" Ich seufzte bei Akaris Frage. "Musste das jetzt sein? Hör auf ihn mit solchem Schwachsinn zu belästigen."
"Aber Kanarienvögel sind cool!"

"Er hat ja auch noch gar nicht angefangen.", seufzte ich.
"Was soll denn das jetzt wieder heißen? ", schmollte Akari gekünstelt und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wenn ich dir zu viel rede, hättest du mich ja auch damals im Sandkasten liegen lassen können. Dorekk hätte mir sicher auch geholfen. Wustest du, dass seine Großmutter eine Villa besitzt? Na gut, in ihrem Fall ist sie wohl eher selbst die Villa... aber sein Vater kann indisch. Echt interessant die Sprache. Du musst das Verb vor das Subjektiv setzen. Dachte ich zumindest mal... Aber er wollte mir nicht mehr erzählen. Irgenwas von wegen 'du verstehst es eh nicht' oder so. Aber, hey, er is'n netter Kerl. Neulich hat er mir von seiner Frau erzählt. Nettes Mädchen. Stottert die ganze Zeit, aber echt nett. Sie schenkt mir immer diese geilen Schokomuffins die Diego so gerne isst. Diego ist übrigens mein Kanarienvogel. Nur schade, dass er nicht spricht, aber dafür kann er pfeifen, das ist auch gut. Außerdem übernehm' das Schwätzen meistens ich." Während er sprach hatte ich mich wieder aufgestellt und Sora meinen Stundenplan in die Hand gedrückt.  Ich seufzte tief und sah Sora entschuldigend an. "Wenn er dich nervt, sag mir Bescheid." Ich hatte keine Ahnung wer Dorekk war. Und welcher Sandkasten bitteschön?  "Kommst du? Am besten stelle ich dir erst mal den Rest vor. Außer Osaki, versteht sich..."

Ich lächelte, froh darüber, dass Sora mir folgen wollte, doch als der den Kopf schüttelte legte den Kopf schief und sah ihn stirnrunzelnd an. "Was ist?", fragte ich. Sora war ja schon ein seltsamer Junge. Aber ich mochte seltsame Jungen. Wie hieß es so schön: Lieber seltsam als langweilig. Ich wartete auf Soras Antwort und fing währenddessen unbewusst an ihn wieder anzustarren und verlor mich fast in seinen gold-braunen Iriden. Doch dann fing Akari wieder an zu schwätzen und ich stieß einen genervten Seufzer aus. "He, guck' mal, da drüben wartet Dorekk auf dich.", meinte ich und zeigte in die rechte Ecke des Schulhofs. Gott sei Dank war Akari schon immer sehr gutgläubig und neugierig, so schnell würde er nicht wieder auftauchen. Der Trick war fies, vor allem weil ich ihn jetzt schon zum zehnten Mal benutzte, aber ich konnte ja nichts dafür, dass Akari jedes Mal darauf hereinfiel. Froh, den Plagegeist los zu sein, sah ich wieder zu Sora.

»Wie süß.«, dachte ich. Aber Sora hatte recht, die Pause würde nicht mehr lange dauern, also sollte ich mich lieber beeilen, geschwätzt hatten wir bzw. Akari ja schon genug.
Ich ging also davon aus, dass Sora mir folgte und schritt auf Inari zu. Sie war die erste, die mir einfiel, außerdem stand sie nur ein paar Meter entfernt. "Das ist Inari, sie ist eigentlich ganz nett, aber etwas unzuverlässig. Leih' ihr lieber keine Hefte aus.", stellte er seine Klassenkameradin vor. Inari warf ihm einen bösen Blick zu, lächelte aber. "Hör auf! Du musst mich ja nicht gleich bei den Neuen schlecht reden!" - "Und ausleihen kann man sich bei ihr auch kaum was, sie malt im Unterricht."

"Inari, willkommen in unserer Klasse.", zwinkerte Inari. "Wenn du etwas zum Ausleihen brauchst kannst du mich gern fragen, Akito erzählt gern Lügengeschichten."
Ich wollte gerade etwas erwiedern, als ich plötzlich eine altbekannte Stimme hörte. "Halloho, Suchti! Und wer steht denn da bei ihm? Ist das Sora? Du weißt doch, dass du keinen schlechten Einfluss haben sollst, Akito.", kreischte Nena mit Betonung auf meinen Namen. Lona kicherte. Zähneknirschend sah ich mich nach den beiden um. "Halt doch einfach die Klappe.", zischte ich die beiden an. Ich hatte jetzt absolut keine Lust auf eine Auseinandersetzung,  vor allem nicht vor Sora.

"Ja, genau.", bestätigte ich Soras Verdacht. "Komm, ich stell dir lieber noch Takashi vor." Ich wollte mich schon an ihnen vorbeischieben, als Nena meinen Ärmel festhielt und mich zurück zog. "Nana, was hast du es denn so eillig, Akito? Willst du dich nicht noch ein wenig mit uns unterhalten? Willst du uns nicht den Neuen vorstellen?"
Nona kicherte wieder und ich warf ihr einen genervten Blick zu. "Ich habe es eillig, weil die Pause gleich um ist und dir stell ich ihn ganz sicher nicht vor." Ich sah zu Sora und ohne ein weiteres Wort schlüpfte ich an ihr vorbei, hoffte, dass er mir folgte. Ich hatte eine Ausseinandersetzung mit Nena und Nona vermeiden wollen, aber sie hatte ja mal wieder anfangen müssen. Ich war gerade ein paar Meter gekommen, da klingelte es auch schon zum nächsten Untericht.
Na super, richtig klasse. Danke Nena.